Schon im Mittelalter entstanden die Tafernwirtschaften
Urige Wirtshäuser sind der Inbegriff der bayerischen Gemütlichkeit. Ihre Tradition reicht bis ins Mittelalter zurück. Damals entwickelten sich die sogenannten Tafernwirtschaften, in denen die Wirte selbst brauen und Schnaps brennen konnten. Noch heute erhalten viele Bayern diese wertvolle Kultur aufrecht und lassen auch die Gäste teilhaben.
Das Wirtshaus gilt als sozialer Treffpunkt. Die bayerische Wirtshauskultur ist ein Markenzeichen für Qualität und Zufriedenheit. Ein besonderes Schmankerl sind die Wirtshäuser, in denen noch musiziert wird, nicht auf einer Bühne, sondern hautnah in den musikantenfreundlichen Wirtshäusern. Denkt man an Bayern, dann denkt man auch an Wirtshäuser und Biergärten. Auch wenn sich die Art, wie wir mit unseren Mitmenschen kommunizieren, verändert hat, ein Wirtshaus ist und bleibt ein öffentliches Wohnzimmer, wo Menschen unterschiedlichster Art zusammenkommen. Franz Dengler, Augustin Huber und Gerhard Schormann, die Autoren des Salchinger Heftes Nummer 5, haben auf 222 Seiten niedergeschrieben, was sie in vier Jahren Recherche zutage gefördert haben. Erfreulich ist die große Anzahl derer, die mit Bildern aus ihrem Privatbesitz und der Schilderung erlebter Ereignisse einen wertvollen Beitrag zur Realisierung des Heftes leisteten.
Das Leben vor dem Handy
Der Landgasthof „Zur Linde“, das Gasthaus „Zum Metzgerwirt“, die Schankwirtschaft Hartmannsgruber, das Gasthaus Keck, das Café „Zur Brücke“, das Gasthaus Neumeier, das Gasthaus Hollermeier, das Wirtshaus in Matting, das Wirtshaus in Kirchmatting, das Gasthaus „Zur Eiche“ im Reithof und das Gasthaus Schneil in Riedling werden beschrieben. Der Inhalt ist kein trockener historischer Stoff, sondern er stellt das wirkliche Leben dar, wie die Menschen vor Handy und WhatsApp ihre Freizeit verbrachten und dabei in Vereinen und Vereinigungen zu Dorfgemeinschaften zusammengewachsen sind.
Bestes Beispiel hierfür ist die herbstliche Theatersaison in den Wirtshäusern sowie die Faschingsbälle, öffentlich oder auch in elitärer Gesellschaft. Auch Josef Schlicht, der „kleine“ Pfarrer aus Oberschneiding, später Pfarrer im Schloss zu Steinach, der große Heimatkenner, wird mit seiner „Wirtshaus-Sitzordnung“ und seiner „Rauschtafel“ zitiert. Das einzige übrig gebliebene Wirtshaus „Zur Linde“ in Salching blickt auf über 170 Jahre seines Bestehens zurück.
Ende des 19. Jahrhunderts haben sich namhafte Straubinger Brauereifamilien auf Salching besonnen und dort Gasthöfe errichtet. Beispielhaft hierfür seien erwähnt die Familie Ludwig Neumeier und Hedwig Dietl. Heute befindet sich die Gaststätte „Zur Linde“, mit dem großen Biergarten, im Besitz der Familie Mauerer.
Bezeichnend für die Taferntradition ist das ehemalige Wirtshaus in Matting. Der Ort selbst, er hatte nie mehr als acht Höfe, gegründet während der Bajuwarisierung unserer Gegend, hatte schon Anfang des 17. Jahrhunderts nachweislich ein Wirtshaus.
„Peppermint Frieden“
Weltruhm erreichte es, als 1982 Marianne Rosenbaum ihren Kinofilm „Peppermint Frieden“ in Teilen hier drehte. Hauptdarsteller waren Peter Fonda und Cleo Kretschmer. Viele Jahre vorher, ab 1927, spielte der Burschenverein Matting dort schon Bauerntheater. Gottlob gibt es heute neben der Linde in Salching noch das Gasthaus Schneil in Riedling und das Gasthaus „Zur Eiche“ im Reithof. Es gibt sie also noch, die lebendigen Wirtshäuser. Besuchen wir sie doch wieder, wenn die Pandemie es zulässt, und freuen uns auf einen gemütlichen Aufenthalt im Dorfwirtshaus.
Das „Zamkemma“
Bei der Übergabe der Broschüre gratulierte Bürgermeister Alfons Neumeier den ehrenamtlich engagierten Autoren Franz Dengler, Augustin Huber und Gerhard Schormann zum neuen Salchinger Heft. Als Vorfreude auf eine hoffentlich bald kommende Nach-Corona-Zeit soll mit dem Thema „Wirtshäuser“ , das in diesem Heft erarbeitet wurde, nicht das „Get together“ stehen, sondern an das niederbayerische „Zamkemma“ im Wirtshaus, im Bürger- und Kulturtreffpunkt oder aber bei „am g’scheidn Festl“ erinnert werden.
Als Dank und Anerkennung überreichte Neumeier den drei Autoren je ein Dankschreiben der Gemeinde und die ersten ILE-Gäubodenschecks. Der Bürgermeister würdigte auch die finanzielle Förderung der Drucklegung durch die ILE Gäuboden im Rahmen des 1. Regionalbudgets 2021. Dadurch könne das Heft kostenlos an alle Haushalte in der Gemeinde Salching verteilt werden. Zum Schluss wünschte sich der Bürgermeister, dass mit diesem Heft das „Zamkemma“ in der Gemeinde Salching weiter gestärkt werde.
Quelle: Josef Bierl/Straubinger Tagblatt