Aus brachliegender Fläche wurde ein Kleinod – Einst mehrere Mühlen an der Aitrach
Ein Ort der Ruhe, an dem man unter einem Sonnensegel sitzen, den Vögeln lauschen und den Duft der Pflanzen einatmen kann – so ein Platz ist der naturnahe kulturhistorische Schaugarten an der Aitrach in Salching. Auch über die Lage der einstigen Mühlen erfährt man dort etwas. Künftig wird er eingebunden sein in einen Wanderweg, den die Dorfgemeinschaft derzeit entwickelt. Schon jetzt bildet der Garten gewissermaßen das Tor zur Ortsmitte. Die rund 500 Quadratmeter große Grünfläche, auf der er errichtet wurde, hat eine bewegte Geschichte hinter sich: 1938 wurde darauf ein Heim für die Hitlerjugend gebaut. Nach dem Krieg war das Haus kurzzeitig ein Wohngebäude, dann Kinderhort, Schützenheim und Fahrschulgebäude.
Verlauf der Aitrach auf dem „Mühlstein“
1994 wurde es abgerissen. Am 8. August 2016 hat der Gemeinderat Salching den Beschluss für den Leader-Antrag gefasst: Damit nahm die Realisierung des Schaugartens, des ersten seiner Art im Landkreis, seinen Lauf. Am Eingang zum Garten zieht ein Monolith aus Bayerwaldgranit die Blicke auf sich. In dem als Mühlstein ausgearbeiteten Granit ist der Verlauf der Aitrach dargestellt und auf einem das Wasser imitierenden Edelstahlband wird an die historischen fünf Mühlen im Gemeindebereich erinnert. Der Monolith ist vier Meter hoch, drei Meter breit und einen Meter dick. Sein Gewicht beträgt rund 35 Tonnen.
Aus Brachfläche wurde ein Treffpunkt des Dorfes
Die Bepflanzung des Gartens – sowie die laufenden Pflegearbeiten – hat der Obst- und Gartenbauverein Salching als Kooperationspartner der Gemeinde Salching übernommen. Die beeindruckende Liste der Erstbepflanzung beinhaltet 700 Bäume, Sträucher und Stauden sowie 550 Blumenzwiebeln.
Beim Festakt anlässlich der Eröffnung des Schaugartens Ende Oktober 2018 sagte Bürgermeister Alfons Neumeier unter anderem: „Hier wurde aus einer brachliegenden öffentlichen Grünfläche ein neuer Treffpunkt zur Stärkung der regionalen Identität geschaffen.“ Zudem würden die Gemeindebürger dadurch, dass sie sich hier aktiv das Gärtnern aneigneten, „sensibilisiert für Stoffkreisläufe sowie den Wert regionaler Produktion und gesunder Lebensmittel“.
Ein Wanderweg zum Thema Mühlen soll noch kommen
Ferner wird an die historische Nutzung der Aitrach vor der Industrialisierung erinnert. An der von ursprünglich mehreren Mahlmühlen gesäumten Aitrach soll zu einem späteren Zeitpunkt mit der Renaturierung des Fließgewässers ein „Mühlen-Rad-Wanderweg“ entwickelt werden.
In diesen Weg eingebunden ist dann auch der Bewegungsparcours neben der SV-Sportanlage, der im Juni 2018 eröffnet wurde. Die sechs Fitnessgeräte sind für Menschen jeden Alters konzipiert und man kann sie in jeder Art von Kleidung nutzen. Neben einer Steigerung der körperlichen Fähigkeiten sind auch soziale Kontakte, die bei der gemeinsamen Nutzung des Areals entstehen, das Ziel des Parcours.
Inzwischen hat der Schaugarten beim Dorfwettbewerb 2020 „Unser Dorf hat Zukunft“, wo Salching als Kreissieger mit Gold ausgezeichnet wurde, im Bereich Leitbilder und Ziele für die zukünftige Dorfentwicklung seine Bewährungsprobe bestanden. Damit ist die Gemeinde Salching dem Leader-Motto „Bürger gestalten ihre Heimat“ im besten Sinne gerecht geworden.
Quelle: Josef Bierl/Straubinger Tagblatt
Wo die Kräuter wachsen
Für die Landfrauen Salching-Oberpiebing hat sich die Errichtung des naturnahen kulturhistorischen Schaugartens in Salching durch die Gemeinde als Glücksfall erwiesen. Schließlich lässt er sich auch für die Kräuterbuschen bestens nutzen.
Es hat schon eine lange Tradition bei den Landfrauen, dass sie zum Fest Mariä Himmelfahrt am 15. August aus den in der heimischen Flur gesammelten Kräutern und Blumen Kräuterbuschen binden, die sie vor den Gottesdiensten verkaufen. Der Erlös kommt jedes Mal einem sozialen Zweck in der eigenen Pfarrei zugute.
Da bietet nun der neue Schaugarten mit der Erstbepflanzung von 700 Bäumen, Sträuchern und Stauden sowie 550 gelegten Blumenzwiebeln eine ganze Fülle von heimischen Kräutern und Blumen. Wer sich damit befasst, sie selbst anbaut und sammelt, weiß um das schöne Brauchtum der Kräuterweihe anlässlich des Marienfestes.
Vielen Kräutern wird eine symbolische Bedeutung zugeschrieben, wie der Königskerze, dem Herzstück des Buschens, die für Kraft und Stärke steht, oder dem Johanniskraut, einem Symbol für Liebe und Glück, und natürlich der Rose, sie steht für die Krönung Mariens. Helfen sollen Kräuterbuschen gegen Gewitter oder Krankheit. Auch sollen sie für eine gute Ernte und Eheglück sorgen. Die Zahl der Kräuter in einem Buschen ist regional unterschiedlich. Der neue, naturnahe Schaugarten wird auch weiterhin, sehr zur Freude der Landfrauen, mit seiner Vielfalt an Kräutern und Blumen zur Erhaltung des Kräuterbuschenbindens beitragen.
Quelle: Josef Bierl/Straubinger Tagblatt