Der Reit- und Fahrverein Straubing-Oberpiebing feiert heuer sein 70-jähriges Bestehen
Der Reit- und Fahrverein (RuFV) Straubing-Oberpiebing blickt auf sein 70-jähriges Bestehen zurück. Die Geburtstagsfeier hätte im Rahmen des diesjährigen Reitturniers im Mai auf dem Reitplatz in Oberpiebing stattfinden sollen. Doch die Corona-Krise lässt die geplante Reitveranstaltung zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu. Was zunächst bleibt, ist die Erinnerung an die Gründung des Vereins vor 70 Jahren und dessen Entwicklung zu einem der prädestinierten Reit- und Fahrvereine im Verbandsgebiet Niederbayern-Oberpfalz.
Am 2. Juli 1950 traf sich im Gasthaus Neumeier in Oberpiebing eine kleine Gruppe passionierter „rossnarrischer“ Idealisten, um den „Ländlichen Reit- und Fahrverein Straubing und Umgebung“ mit Sitz in Oberpiebing zu gründen. Den Anstoß dazu gaben der damalige Landesstallmeister Dr. Dürschinger, Landshut, Josef Englberger, Riedling, und Reitlehrer Euringer, Landshut, die im Mai 1950 in Salching den ersten Reit- und Fahrkurs durchführten. Die Pferde stellte man auf der Kegelbahn beim „Röckl-Wirt“ ein. Teilnehmer waren Peter Buchner (Alburg), Alois Gierl (Oberpiebing), Hermann Gierl (Niederpiebing), Hubert Hochholzer (Kirchmatting), Max Kainz (Aufham), Hans Pielmeier (Pönning) und Xaver Schütz (Piering).
Die Wurzeln der Gründung
So kam der 2. Juli heran, an dem im Gasthaus Neumeier der Wunsch der Vereinsgründung realisiert wurde. Die erste Vorstandschaft bildeten Josef Englberger aus Riedling als Vorsitzender, Karl Kellner aus Straubing als 2. Vorsitzender sowie Alois Gierl aus Oberpiebing als Geschäftsführer und Kassier. Insgesamt gründete sich der neue Verein auf 17 aktive und 18 passive Mitglieder. Der Jahresbeitrag für ordentliche Mitglieder wurde auf nur eine Mark, für außerordentliche Mitglieder auf drei Mark festgesetzt.
Im September desselben Jahres fand in Oberpiebing das erste Turnier statt. Die Hindernisse bestanden oft nur aus einer Stange und darunter gelegten „Besen“. Zu den auswärtigen Turnieren reiste man per Pferd. Bei größeren Entfernungen wurden die Pferde mit der Bahn transportiert. Damit begann der „Ernst des Reiterlebens“, die gezielte Arbeit, um bei künftigen Turnieren gut abschneiden zu können. Die Erfolge ließen auch nicht lange auf sich warten. Bereits ein Jahr nach Vereinsgründung wurde die Landesstandarte gewonnen und danach achtmal hintereinander – bis 1968 – verteidigt.
Der nächste große Erfolg stellte sich 1964 ein, als drei Oberpiebinger in der vierköpfigen Verbandsmannschaft von Niederbayern/Oberpfalz im Kampf um die DLG-Standarte (Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft) den Sieg davontrugen, ihn 1966 wiederholten und 1968 unter 15 Ländermannschaften die Bundesstandarte für den Verband gewannen. Leo Welter und Elke Arendt waren in dieser Mannschaft vertreten. Zwischendurch hatte sich auch Rupert Moll „gemausert“ und war als Vielseitigkeitsreiter in die deutsche Mannschaft vorgedrungen.
Bis 1964, als er plötzlich starb, war Josef Englberger als Vorsitzender, aktiver Reiter und erfolgreicher Züchter der Motor und Förderer des Vereins. Auf seine Initiative geht auch das Turnier am Riedlinger Birkenwäldchen zurück. Seine Nachfolge als Vorsitzender trat 1965 Heinrich Müller aus Oberast an. 2. Vorsitzender wurde Robert Englberger aus Riedling und Geschäftsführer Horst Tillmann aus Oberpiebing.
Die „Junge Garde“ trat 1968 mit Leo Welter als Vorsitzendem und Robert Englberger als 2. Vorsitzenden sowie Peter Hasenclever als Geschäftsführer an. 1972 löste Hasenclever Welter als Vorsitzenden ab. Lambert Schöfer wurde Stellvertreter und Bärbel Moll Geschäftsführerin. Hasenclevers erste Bewährungsprobe war es, das Jubiläumsturnier am 5. und 6. Juli 1975 auf der Englberger-Wiese in Riedling zu organisieren. Der damalige Landrat Xaver Hafner war Schirmherr.
Nachfolger von Hasenclever wurde 1978 Robert Englberger, der neun Jahre den Verein führte. Ihm zur Seite als Stellvertreter stand Lambert Schöfer. Am 31. Juli 1977 wurde in Oberpiebing im Rahmen eines Dorffestes eine neue Reitanlage eingeweiht.
Auch reitsportlich ging es in dieser Zeit voran. Rupert Moll beispielsweise machte landesweit als Springreiter auf sich aufmerksam, 1987 als Vizemeister, 1988 als bayerischer Meister, 1989 als Dritter und 1990 wiederum mit dem Wallach „Rubirosa“ als bayerischer Meister.
Gesellschaftlicher Höhepunkt von 1968 bis 1992 war der alljährliche Reiterball im Gasthaus Hollermeier in Oberpiebing. Mit der Wahl von Architekt Rolf-Dieter Kimberger 1990 zum Vorsitzenden wurde der Bau einer Vereinsreithalle immer mehr thematisiert. Die Kosten der Halle, mit einer reitbaren Fläche von 20 mal 40 Metern, beliefen sich auf rund 350 000 Mark. In Betrieb genommen wurde die Halle im Rahmen eines Reitturniers am 13. Juni 1995 durch Peter Hasenclever, im Beisein von MdB Ernst Hinsken und MdL Alfred Reisinger. Die Reitermesse hielt Pfarrer Werner Gallmeier, Schirmherr war Bürgermeister Franz Richter. 1999 wurde Bernd Ostermeier zum RuFV-Vorsitzenden gewählt. In seine Zeit fällt die 50-Jahr-Feier des Vereins am 3. und 4. Juni 2000.
„Eine großartige Schau“
„Eine großartige Schau in Schritt, Trab und Galopp“ sollten nach den Vorstellungen der Stadt Straubing die Pferdetage „Hippo“ zur Zeit des Frühlingsfestes werden. Anspruchsvoller Reitsport prägte ein umfangreiches Programm und stieß auf lebhaftes Zuschauerinteresse. 2005 zog sich die Stadt von der Reitveranstaltung „Hippo“ zurück. Was geblieben ist, ist die alljährliche Beteiligung des RuFV mit 20 Reitern am Auszug zum Gäubodenvolksfest.In der Folge begann für den RuFV die Zeit der mehrtägigen Turniere auf dem beliebtesten Turnierplatz im Verbandsgebiet Niederbayern/Oberpfalz in Oberpiebing. Zu den Zugnummern reiterlicher Aktivität gehört auch der Leonhardiritt, der 1982 erstmals stattfand und dann alle zwei Jahre Tausende von Zuschauern in das Pferdedorf Oberpiebing brachte. In dem Zusammenhang soll auch an den Gastwirt und Hufschmied Max Schneil aus Riedling erinnert werden, der, verstorben 1984, als ein echtes Original in die Chronik des RuFV eingegangen ist.