Oberpiebing. (jbI Einem alten Brauch folgend, sind die Mitglieder des Bauernhilfsvereins (BHV) Matting zu ihrem Jahrtag am Freitag in die Pfarrkirche Oberpiebing gekommen, um der verstorbenen Mitglieder zu gedenken und dem Herrgott für die Ernte zu danken. Den Gottesdienst zelebrierte Pfarrer i.R. Ludwig Bumes. Der Männerchor der Pfarrei, unter der Leitung von Wolfgang Krinner sang Lieder zum Advent, an der Orgel begleitet von Gerhard Schormann. Bei der Versammlung im Bürger- und Kulturtreffpunkt Oberpiebing referierte Dr.Helmut Ring vom Verband Bayerischer Zuckerrübenanbauer zum Thema „Aktuelles zum Zuckermarkt.“
Nach dem erfreulichen 160. Jubiläumsjahr 2018, folgte ein schicksalsschweres Jahr mit fünf verstorbenen Mitgliedern, ein schwer zu verkraftender Aderlass für den Verein. Der BHV-Vorsitzende Ulrich Krinner freute sich, dass neben den eigenen Mitgliedern auch eine Abordnung des BHV Aiterhofen gekommen war. In seinem Jahresbericht dominierten, neben der Feier zum 160.Geburtstag, die Aktivitäten in der eigenen Pfarrei, wie Fronleichnam und die Feier zum Volkstrauertag in der Gemeinde. Den Kassenbericht erstattete Kassier Christian Schütz. Durch unvorhergesehene Ausgaben kam es zu einem kurzfristigen Minus in Höhe von 124 Euro, das durch die Rücklagen kompensiert werden kann. Die Grußwortreden der Ehrengäste eröffnete Landrat Josef Laumer. „Aus der Region für die Region“, lautet ein Verbrauchermotto, sagte der Landrat. Bereits durch den Genuss regionaler Nahrungsmittel könne man zum Umweltschutz beitragen. In Planung sei eine Regionalmarke gemeinsam mit der Stadt. Der Fairtrade-Landkreis sei kein Widerspruch: Regionale Bauern sollen faire Preise erzielen und deren Produkte sollen jahreszeitengemäß gekauft werden. „Ich bringe heute meine Wertschätzung und meinen Dank für Ihre Arbeit zum Ausdruck, auch im Namen des Kreistages und des Landkreises“, machte der Landrat vor den Bauern deutlich. Bürgermeister Alfons Neumeier legte den Finger in die Wunde als er bemerkte, dass die Themen Klimawandel, Umweltschutz, Naturschutz, Gewässerschutz und Rettet die Bienen, zwar ständig diskutiert würden, sich aber in Wirklichkeit nichts geändert habe. Dabei hätten wir Veranlassung, den Bauernstand, in Bezug auf Nahrungsmittelproduktion, auf Landschaftspflege und bezüglich des Traditionsbewusstseins mehr Achtung entgegen zu bringen. Deshalb würdigte der Bürgermeister den Beitrag der Bäuerinnen und Bauern, des BHV Matting, mit ihrem Vorsitzenden Ulrich Krinner, die zu einer intakten Gemeinde Salching beitragen würden. „Allein das Volksbegehren -Rettet die Bienen- hat im zurückliegenden Jahr für Aufruhr gesorgt“, wusste der Leiter des AELF Straubing Josef Groß. Es sei viel zusammengekommen, die Folge waren Demonstrationen der Bauern, die sich mehr Verständnis für ihre Produkte erwarten. Zu dieser Schieflage tragen auch die kaum lesbaren Vorschriften mit bei. Es finden zwar „Runde Tische“ satt, diese Themen müssen aber erst noch zusammengeführt werden. Es sei das legitime Interesse der Landwirtschaft, dass sie für ihre Arbeit auch Geld verdienen. „Nehmt das Kulturlandschaftsprogramm an und haltet Euch auf dem Laufenden“, empfahl Groß den Landwirten. Bezüglich der Ausbildung junger Landwirte sprach Groß von einer gut florierenden Landwirtschaftsschule, die Anlass zum Optimismus gebe. „Wichtig ist es, dass Ihr die Freude am Beruf des Landwirts nicht verliert“, appellierte Groß an die Bauern.
Nach dem gemeinsamen Abendessen hielt Dr.Helmut Ring einen Vortrag über „Aktuelles zum Zuckermarkt.“ Dabei teilte er das Thema in drei Bereiche auf. Über die Kampagne 2019 sagte Ring, dass die Anbaufläche in der Südzucker AG (neun Fabriken) in der Zeit von 2018 bis 2019 um circa fünf Prozent auf 155000 Hektar reduziert worden sei. Während 2018 die Niederschläge fehlten und infolge der Dürre die Erträge weit hinter dem Durchschnitt zurücklagen, konnten auch das Jahr darauf wieder längere Trockenperioden beobachtet werden. In dem Gebiet der Zuckerfabrik Plattling wurde zudem ein massiver Befall mit Blattfleckenkrankheit Cercospara festgestellt werden, die trotz Pflanzenschutzmaßnahmen nicht gestoppt werden konnte. Trotzdem erreichten die Erträge wieder Spitzenwerte. Ab Mitte Januar werden wieder die Winterversammlungen stattfinden. Was die Südzucker-Gruppe betrifft, so sei die Anbaufläche des Konzerns von 2018 bis 2019 um rund 40000 Hektar reduziert worden. Die Zuckererzeugung werde mit 4,3 Millionen Tonnen im Konzern 2019 rund 300000 Tonnen weniger als im Vorjahr betragen. Aufgrund des Restrukturierungsprogramms werden fünf Fabriken geschlossen, davon zwei in Deutschland. Derzeit gehe Südzucker von einem Verlust im Segment Zucker aus. Durch die Diversifizierung auf andere Unternehmensfelder wird es ermöglicht, dass im Konzern Gewinn erzielt wird; gerade die Ethanolerzeugung laufe sehr gut. Was die Tendenz am Zuckermarkt betrifft, zeige das Preisreporting, sowohl am Weltmarkt, als auch in der EU, sehr geringe Preise, die bei rund 314 beziehungsweise 328 Euro pro Tonne liegen; eine leichte Tendenz nach oben sei spürbar. Der Weltzuckerverbrauch steige seit Jahren konstant an. 2019/2020 werde sich der Weltmarkt rund 5,5 Millionen Tonnen im Defizit befinden. Auch in der EU befinde sich der Markt im Gleichgewicht. Die Erträge seien infolge der Trockenheit überall unterdurchschnittlich; zudem wurde die Anbaufläche reduziert. Die Preise in der EU zeigen steigende Tendenz. Auf den Spot (freien)-Märkten würden bereits wieder Preise um die 450 Euro pro Tonne erzielt. Bei Auslaufen vieler Verträge werden sich daher die Preise für Zucker verbessern. Das habe auch Auswirkungen auf die Rübenpreise, die an den Zuckerpreis gekoppelt sind. Diese positiven Zeichen haben sich auch im Kurs der Südzucker bemerkbar gemacht, der in wenigen Wochen von 12 Euro auf mehr als 16 Euro angestiegen sei. Daher hoffen alle Beteiligten, wie Anbauern, Verband und Südzucker, dass die Talsohle im Rübenanbau durchschritten ist und wieder besseren Zeiten entgegengegangen wird.