Erstmals ins Rampenlicht der archäologischen Forschung trat Salching 1984, als ein Team der Universität Erlangen unter der Leitung des damaligen Professors Wolfgang Weismüller eine Forschungsgrabung am Salchinger Pfingstberg durchführte. Gründe für die Untersuchungen lagen in den Ergebnissen der Sammeltätigkeiten von R. Kohlhäufl, der bei seinen systematischen Flurbegehungen 1979 u. a. am Pfingstberg ein ausgedehntes Fundareal entdeckte, das neben neolithischen und bronzezeitlichen Funden (s. u.) vor allem auch eine größere Anzahl altsteinzeitlicher (paläolithischer) Artefakte erbracht hatte. Besonders am nördlichen Plateaubereich des Pfingstberges war die Konzentration altsteinzeitlicher Geräte auffallend hoch. Von besonderem Interesse der Wissenschaftler des Lehrstuhls für Ur- und Frühgeschichte der Universität Erlangen war vor allem das Auftreten eines bis dahin in der bayerischen Vorgeschichtsforschung weitgehend unbekannten Rohmaterials, das sich nach petrografischer Bestimmung als feinkörniges Ergussgestein, sogenannter Keratophyr, herausstellte, das weder am Salchinger Pfingstberg noch in der näheren Umgebung anstand. Zusätzlich wurden Platten- und Knollensilexartefakte angetroffen. Stammt der Plattensilex von Lagerstätten des südöstlichen Fränkischen Jurarandes, etwa 45 km von Salching entfernt, scheinen die Knollensilices sowohl vom Schwäbisch-Fränkischen Jura oder aus den nahe gelegenen Kieselnierenkalken der Ortenburger Schichten zu stammen. Die Keratophyre, die ursprünglich wohl vulkanischen Ursprungs waren, stammen hingegen aus relativ weit entfernt liegenden Gebieten wie z. B. möglicherweise aus dem Fichtelgebirge, dem Frankenwald, dem Erzgebirge, dem Harz oder dem Rheinischen Schiefergebirge. Alle angetroffenen Gesteinsarten eignen sich, da sie meist scharfkantig splittern, hervorragend für verschiedenste geschlagene Steingeräte wie z. B. Klingen, Lamellen, vereinzelte Kratzer und Stichel und Stielspitzen, die die altsteinzeitlichen Jäger für Geräte vor allem für die Jagd, für das Zerteilen von Fleisch oder die Weiterverarbeitung von Fellen benötigten.
Von besonderer Bedeutung des Salchinger Pfingstbergs für die Altsteinzeitforschung war nicht nur der Fund einer bis damals einzigartigen steinernen Stielspitze – als Stielspitze vom Typ Font Robert bezeichnet – sondern auch, dass hier erstmals eine Freilandfundstelle eines Abschnitts der Altsteinzeit entdeckt wurde, der als Gravettien bezeichnet wird; ein Zeitraum der zwischen 28.000 und 22.000 Jahren vor heute datiert. Da neben den Steingeräten auch Reste von Zahnlamellen vom Mammut angetroffen wurden ist es vorstellbar, dass vor etwa 25.000 Jahren ein Jagdtrupp am Pfingstberg ein Jagdlager aufgeschlagen hatte. Von hier hatten die Jäger einen optimalen Aussichtsplatz auf die Weiten des damals wohl nur spärlich bewaldeten, tundrenähnlichen Aitrachtals bis in den Gäuboden und machten dann Jagd auf die damals noch am meist eiszeitlich gefrorenen Talgrund vorbeiziehenden Mammuts, Rentierherden, Wildpferde und Hirsche, vielleicht sogar Wollhaarnashörner. Die Menge an gefundenen Steingeräten scheint dafür zu sprechen, dass dieser Platz wohl über einen längeren Zeitraum mehrmals aufgesucht wurde. Das Fundmaterial lässt aber auch erkennen, dass die Menschen des mittleren Jungpaläolithikums, die in dieser sehr weit zurückliegenden Zeit hier in Salching waren, für heutige Verhältnisse enorm große Strecken zu Fuß zurückgelegt haben, große Schweifgebiete hatten, auf der Suche nach Nahrung, aber auch um sich geeignetes Rohmaterial für ihre Steingeräte zu besorgen. Die rasiermesserscharfen Steinspitzen, möglicherweise befestigt an hölzernen Speeren, waren in den Händen der Salchinger Jäger todbringende Waffen, mit denen sie aus kurzer Distanz gestoßen oder über etwas längere Entfernung geworfen ihre Jagdbeute erlegten.
Ab Spätsommer 2006 waren die Archäologen das erste Mal am Pfingstberg tätig. Nachdem in den Erschließungsstraßen an verschiedenen Stellen erste archäologische Befunde als dunkle, unterschiedlich große Verfärbungen zu Tage traten, mussten weitere Untersuchungen in einem Teil der zukünftigen Grundstücke angeschlossen werden.
Die Verzierung der Keramik, die Machart und die Gefäßformen zeigten an, dass auf diesem Teil des Pfingstberges vor über 3.000 Jahren mehrere Häuser eines kleinen, urnenfelderzeitlichen Dorfes aus der Zeit etwa um 1.000 v. Chr. standen.
Entgegen aller Erwartung war die dichte Befundsituation im Bereich des Hangfußes mehr als überraschend. Ohne klar abgrenzbare Grubengrenzen fand sich hier ein frühbronzezeitliches Depot (Befund 140), dessen Bronzefunde bei der Freilegung so fragil erschienen, dass eine Blockbergung vorgenommen wurde. Zu erkennen waren zwei Armspiralen, ein Brillenspiralanhänger, ein gewellter Nadelschaft, ein möglicherweise zugehöriger kugeliger Nadelkopf und weitere Kleinbronzen. Da keinerlei Knochen angetroffen wurden, die auf ein Grab schließen ließen, konnte man davon ausgehen, dass diese Bronzeobjekte absichtlich als Hortfund, als Verwahr- oder Versteckfund, vielleicht auch als Opfergabe niedergelegt wurden. Vergleichbare Bronzeobjekte finden sich in Gräbern der sogenannten frühbronzezeitlichen Straubinger Kultur, sodass man davon ausgehen kann, dass die Objekte etwa um 2.000 v. Chr. hier niedergelegt wurden.
Am Hangfuß wurden 48 Urnen eines urnenfelderzeitlichen Gräberfelds entdeckt, wobei spätere Bodeneingriffe und die lange Nutzung des Geländes wahrscheinlich weitere Urnen zerstört haben dürften. Der Erhaltungszustand der Urnen war ganz unterschiedlich. Wie in anderen Gräberfeldern derselben Zeitstellung waren die tiefer in den Boden angetroffenen Urnen zum Teil vollständig erhalten, während oberflächennahe Gräber zum Teil stark gestört waren. Die kleinen Beigefäße fanden sich in der Regel in der Urne und wurden nur vereinzelt außerhalb angetroffen. Wie üblich lag am Urnenboden der Leichenbrand, darauf in wenigen Fällen die zum Teil stark verschmolzenen Bronzen wie Nadeln und Armringfragmente und darüber die Beigefäße.
Das etwa auf 367 m über NN liegende relativ flache Hochplateau des Pfingstbergs bietet einen ausgezeichneten Blick über die Altsiedellandschaft des weit ausladenden, ebenen Gäubodens bis in die Höhenzüge des Bayerischen Waldes. Während im Osten Richtung Oberpiebing das Plateau weiter flach in den oben kurz beschriebenen früheren, zum Zeitpunkt der nachfolgend vorzustellenden Grabung bereits vollständig bebauten Bauabschnitt des Neubaugebiets „Am Pfingstberg“ weiterläuft, fällt das Gelände nicht nur an der Nord-, sondern auch an der West- und Ostseite mehr oder weniger steil ab. Die Verteilung der archäologischen Fundstellen in den Erschließungsstraßen ergaben, dass, abgesehen von der „Nichteingriffsfläche des geplanten Kinderspielplatzes“ aufgrund des geringeren Befundanfalls im nördlichen Teil des Plateaus hier nur die Baufelder mit den zukünftigen Häusern untersucht werden und die Grünbereiche, auf denen auch zukünftig keine weiteren Bodeneingriffe vorgesehen sind, ohne archäologische Untersuchung bleiben sollten.
An der nördlichen Plateauspitze zeigte sich nach Entfernen der etwa 40 cm starken Humusübdeckung ein eigenartiges polygonales Muster mit schmalen hellgrau verfüllten Gräben, die verschiedentlich gerade, zum Teil auch gebogen verliefen. Recht schnell wurde klar, dass diese Gräben nicht von Menschenhand angelegt wurden sondern eine geologische Besonderheit darstellten, die in der Fachwelt als Eiskeilpseudomorphose bezeichnet wird. Darunter sind fossile Frostbodenerscheinungen zu verstehen, die beim Auftauen des eiszeitlichen Permafrostboden entstehen, in die oberflächennahe Lockersedimente in die auftauenden Eiskeile gefallen sind (Abb. 17). An der Oberfläche ergibt sich in der Regel ein netzartiges Muster, die sogenannten Eiskeilpolygone, eine spezielle Form eines Frostmusterbodens.
Die auffälligsten Baustrukturen des Grabungsplans am Hochplateau stellen zweifelsfrei die Grabenzüge eines Grabenwerks dar (Abb.18). Das etwa 73 x 47 m große rechteckige Grabenwerk mit einer errechneten Innenfläche von ca. 3.400 m² nimmt dabei einen Großteil des Hochplateaus ein und liegt strategisch recht günstig und prominent platziert im nördlichen Teil dieses Siedlungshügels.
War im Grabungsplan der markanteste Befund das münchshöfenzeitliche Grabenwerk, so stachen, was die Befund-/Fundqualität am Salchinger Pfingstberg betrifft, die frühbronzezeitliche Bestattungen, die sich im Zentrum des Hochplateaus fanden aus den zahlreichen Befunden heraus.
Befund 414, aufgrund der Beigaben als Grab einer Frau anzusprechen, zeigte sich in Planum 1 als rechteckige, 3,60 x 1,30 m große, südwest-nordostorientierte Grabgrube mit abgerundeten Ecken und im Norden etwas unregelmäßigem Verlauf. Beim Abtiefen stießen die Ausgräber etwa 30 cm unter Planum 1 auf eine vollständig erhaltene Hockerbestattung, der Schädel im Südwesten mit Blick nach Osten, mit reichhaltigem Bronzeschmuck im Kopf-/Halsbereich.
Knapp 9 m nordöstlich davon konnte eine zweite, etwa 3 x 1 m große rechteckige, südost-nordwest orientierte Grabgrube (Bef. 473) freigelegt werden. Darin fand sich das Skelett einer ebenfalls weiblichen Erwachsenen in Rückenlage mit seitlich gehockten Beinen, Kopf im Süden und wieder mit reichem Bronzeschmuck im Kopfbereich. Um den Hals trug die Frau einen massiven rundstabigen Halsring, links und rechts vom Schädel je eine kleine Brillenspirale mit rechteckigem Drahtquerschnitt, über dem Schädeldach lagen mehrere zum Teil sehr fragile Bronzeröhrchen, die wohl zu einem Gehängeschmuck gehören, wie man Vergleichbares aus Frauengräber der frühbronzezeitlichen Straubinger Kultur kennt. Hinter dem Schädel konnten noch drei bis vier kleine Spiraltutuli sowie Reste organischen Materials festgestellt werden. Wie beim vorhergehenden Grab dürften die Kleinbronzen auf einem Trägermaterial eines Tuches, einer Haube oder Ähnlichem aufgenäht worden sein. Auf der rechten Brustseite fand sich noch eine etwa 5 cm große knöcherne, quer gelochte Krückennadel. Zwischen den Rippen der linken Brustkorbhälfte steckten noch mindestens fünf flache Knochenscheiben, vergleichbar denen aus Befund 414, während im Fußbereich wieder Reste eines kleinen Bronzepfriems neben einem Tierknochen, vermutlich einer Speisebeigabe, lagen.
Salching in römischer Zeit
Im Zuge der Alpenfeldzüge eroberten die Legionen des römischen Kaisers Augustus unter seinen Stiefsöhnen Drusus und Tiberius um 15 v. Chr. das zentrale Alpengebiet und das Voralpengebiet und unterwarfen damit auch große Teile des heutigen Bayerns, darunter auch den Landkreis Straubing-Bogen dem römischen Herrschaftseinfluss und errichteten u. a. die Provinz Raetien.
So verdichten sich die Hinweise, dass man hier auf einen Teil einer bislang unbekannten römischen Straße gestoßen ist, deren weiterer Verlauf vielleicht zu den Straubinger Kastellen an der Donau führte. Um den für eine Straßentrassenführung notwendigen ebenen Untergrund in diesem relativ steilen Hanggefälle zu erreichen, wurde offensichtlich in römischer Zeit eine großflächige Terrassierung vorgenommen. Diese Terrassierung war im Hangverlauf als relativ stark ausgeprägte Hangkante bis in die Neuzeit erkennbar und diente in schneereichen Wintern vielen jungen Salchingern beim Schlittenfahren als kleine Sprungschanze.
Völlig überraschend war jedoch, dass neben verschiedenen, möglicherweise kaiserzeitlichen Pfosten- und Siedlungsgruben, die Reste von insgesamt 22 römischen Öfen freigelegt werden konnten.
Die vorherrschende Ofenform, meist schlüsselförmig, bestand aus einer Arbeitsgrube, einem absteigenden, unterirdisch eingetieften Schürkanal und einer runden bis birnenförmigen Brennkammer, die verschiedentlich bis zu 70 cm in den geologischen Untergrund eingetieft war (Tafel III und IV). Die Kuppeln über den Brennkammern waren zwischen 6 – 8 cm stark, die Längen der Ofenanlagen lagen zwischen 2 bis 2,30 m, wobei die Brennkammern zwischen 70 cm und knapp 1 m Durchmesser hatten.
Im Jahr 1937 wurde an der nördlichen Gemeindegrenze auf dem sogenannten Hungerbergacker nördlich von Kirchmatting von einem Knecht ein mit römischen Silbermünzen gefülltes Tongefäß gefunden. Vom Erstentdecker mehr oder weniger unbeachtet bei Seite gelegt wurde es von einem weiteren landwirtschaftlichen Mitarbeiter geborgen, der lt. Unterlagen Teile des Münzschatzes verschenkte, bevor der damalige Vorstand des Historischen Vereins Kenntnis davon erhielt und sehr kurzfristig die 1.169 verbliebenen Münzen sicherstellen konnte. Etwa die Hälfte der Münzen konnte durch das Straubinger Gäubodenmuseum erworben werden und sind bis heute dort verwahrt und in der römischen Abteilung ausgestellt.
Der Archäologieraum im Bürgerhaus
Mit der Umgestaltung und Modernisierung des ehemaligen Reichenederhofes, einem Wohnhaus aus den 1960er Jahren, erhielt Salching mit dem Bau eines Bürgerhauses an dieser Stelle eine neue Dorfmitte. Zahlreiche Funktionen in diesem Gebäude wie das Bürgerbüro der Gemeinde Salching und ein Geldinstitut, Räumlichkeiten für die Volkshochschule und ein großzügig gestalteter Sitzungsaal sollen für eine Belebung des „neuen Reichenederhofes“ sorgen. Seit 2017 ergänzt ein eigener Raum für die Archäologie die Nutzung des Gebäudes und informiert Besucher über die älteste Geschichte Salchings.
Nach den umfangreichen archäologischen Ausgrabungen im Gemeindegebiet, vor allem am Salchinger Pfingstberg, mit neuen Erkenntnissen zur ältesten Geschichte Salchings und den aufsehenerregenden, qualitätsvollen Funden wurde vor allem von Bürgermeister Alfons Neumeier die Idee verfolgt, im Salchinger Bürgerhaus ausgewählte archäologische Fundstücke auszustellen. Es soll so den Besuchern und Besucherinnen während den Öffnungszeiten die Möglichkeit geboten werden, sich mit der ältesten Geschichte ihres Ortes auseinanderzusetzen. Die ursprünglich angedachte Idee, lediglich wenige Fundstücke in kleinen Vitrinen im Foyer des Bürgerhauses auszustellen, wurde aufgrund zahlreicher besonderer Funde schnell verworfen und man kam überein, der Archäologie einen eigenen Raum im Bürgerhaus zu widmen. Es war der Wunsch der verantwortlichen Gemeindevertreter, anhand der ausgestellten Funde eine möglichst große Zeitspanne der Vor- und Frühgeschichte der Region zu zeigen. Schnell stellte sich heraus, dass vor allem die zwischen 2012 und 2014 am Salchinger Pfingstberg geborgenen Funde im Archäologieraum präsentiert werden sollten.
Blickfang des Ausstellungsraumes ist zweifelsohne die zentral aufgestellte Pultvitrine mit einem Teilskelett der reich ausgestatteten, frühbronzezeitlichen Bestattung.
Erste Hinweise auf die älteste Geschichte von Ober- und Niederpiebing stammen aus den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts, als beim Bau des Gierlanwesens am nordöstlichen Ortsrand mehrere frühmittelalterliche Reihengräber zerstört wurden (Abb.1,1). Danach war es archäologisch gesehen lange Zeit recht ruhig um die weit zurückreichende Vergangenheit Ober- und Niederpiebings bestellt. Erst wieder Anfang der 1960er Jahre wird der Fund eines wohl aus der Zeit des 6./7. Jahrhunderts n. Chr. stammenden bajuwarischen Männergrabes an der Ecke Dorfstraße/Adalbert Stifterstraße (Abb.1,2) vermeldet. Der hier bestattete Bajuware war mit einem eisernen Hiebschwert, einem sogenannten Sax, einem kleinen eisernen Messer, einer Gürtelschnalle und drei Riemenbeschläge ausgestattet.
Erste systematische archäologische Untersuchungen in Oberpiebing erfolgten im Jahre 2000 bei der Ausweisung des zweiten Bauabschnitts des Baugebiets Espetfeld am südwestlichen Ortsrand (Abb.1,3), wo Spuren wie Siedlungs- oder Pfostengruben der ehemaligen Häuser der ersten Siedler unseres Raumes aus der Zeit vor über 7.200 Jahren angetroffen wurden. Auch in späteren Zeiten, während der sogenannten Münchshöfener Kultur etwa um 4.200 v. Chr., der Bronzezeit um ca. 1.500 v. Chr. und der Hallstattzeit etwa um 700 v. Chr. wurde hier gesiedelt. 2012 wurden in einem kleinen Baugebiet an der „Außerhientaler Straße“ Siedlungsspuren u. a. der mittleren Bronzezeit, etwa um 1.500 v. Chr. entdeckt (Abb.1,4). Von den ehemals hier stehenden Häusern ließ sich nur mehr ein rechteckiges, etwa 4 x 2,5m großes Haus rekonstruieren. Von den wenigen Funden seien neben zerbrochenen tönernen Gefäßscherben hier nur die Reste einer kleinen, tönernen Axt, sowie das Fragment einer ehemals sehr großen Steinaxt erwähnt.
Von großer Bedeutung für die älteste Ortsgeschichte von Oberpiebing waren die Erkenntnisse von großflächigen Ausgrabungen am nördlichen Oberpiebinger Ortsrand, sei es im Baugebiet Pieringer Straße(Abb.1,6) oder am Salchinger Pfingstberg (Abb.1,5), wo zwischen 2015 und 2018 knapp 25.000 m² archäologisch untersucht werden konnten.
Der Salchinger Pfingstberg ist schon seit vielen Jahren für die älteste Geschichte der Region von besonderer Bedeutung, wissen wir doch von der dortigen Anwesenheit unserer frühesten Vorfahren vor über 25.000 Jahren, die hier ein Jagdlager aufgeschlagen hatten. Mammuts, Wollnashörner, Rentiere streiften zu dieser Zeit durch unsere Gegend, auf die die Jäger und Sammler der Altsteinzeit Jagd machten. Derjenige Teil des Pfingstberges, der in der Gemarkung Oberpiebing liegt, lieferte dann auch eine Reihe von Hinweisen auf die weitere Nutzung des Geländes als Siedlungsplatz, erstmal wohl in der Jungsteinzeit zwischen 4.500 bis etwa 3.800 v. Chr., wobei zu dieser Zeit auch am heutigen Pieringer Weg gesiedelt wurde. Neben den Siedlungsfunden wurden aus unterschiedlichen Zeiten auch Gräber gefunden, in denen die Verstorbenen, Männer, Frauen und auch Kinder, je nach kultur- bzw. zeittypischer Bestattungssitte in die Erde kamen. Entweder als Körper- oder auch als Brandbestattung, bei denen die Überreste der Verbrennung, die übriggebliebene Knochenasche samt Beigaben in den Graburnen niedergelegt wurde. Charakteristische Beigaben wie Gefäße, Schmuck oder Waffen lassen dabei recht gut die jeweilige kulturelle Zugehörigkeit aus der zum Teil sehr weit zurückliegenden Vergangenheit erkennen.
Einer der Besiedlungsschwerpunkte am westlichen Salchinger Pfingstberg lag in der sogenannten Urnenfelderzeit, etwa zwischen 1.200 – 900 v. Chr., wie dies die zeittypischen Gefäße erkennen lassen. Während dieser Zeit wurden die Verstorbenen verbrannt und die menschlichen Überreste in größere Tongefäße gelegt. Mehrere davon wurden bei den Ausgrabungen angetroffen. Daneben fanden sich aber auch typische Siedlungsabfälle wie Hüttenlehmbrocken als Reste der ehemaligen Häuser oder der Öfen, Mahlsteinfragmente, die die Weiterverarbeitung von diversen Getreidesorten anzeigen, Spinnwirtel, die Textilverarbeitung erkennen lassen und auch Tierknochen verschiedener Nutztiere wie z. B. Rinder und Schafe. Die Siedler lebten in der Regel in rechteckigen Holzhäusern, von denen sich jedoch nur mehr die Reste der Holzstämme als dunkle Verfärbung im Boden erhalten haben. Die Hausgrößen waren ganz unterschiedlich, wobei neben kleineren, fast quadratischen Speicherbauten auch ein auffallendes, etwa 12 x 5 m großes Haus angetroffen wurde.
Besonders spannend für die jüngere Ober- und Niederpiebinger Geschichte sind die Ergebnisse der Ausgrabungen der Jahre 2016/2017, die nur wenige Meter von der nördlichen Ortsgrenze Richtung Salching im Neubaugebiet „Am Pfingstberg III“ durchgeführt wurden. Überraschenderweise wurden neben einigen vorgeschichtlichen Funden Teile einer ausgedehnten Siedlung des frühen Mittelalters, der Zeit des 8. – 10. Jahrhunderts n. Chr. entdeckt. Zahlreiche Pfostengruben der ehemaligen Häuser zeugen von einer intensiven, langen Besiedlung dieses Geländes weit über 300 Jahre. Es waren wieder rechteckige, wahrscheinlich strohgedeckte Häuser, in denen die damalige Dorfbevölkerung lebte und arbeitete. Die Nahrungsgrundlage war Ackerbau und Viehzucht. Tönerne Spinnwirtel und Webgewichte der ehemaligen Webstühle weisen wieder auf Textilverarbeitung hin, Knochenpfrieme kamen bei der Lederverarbeitung zum Einsatz und Schmiedeschlacken zeigen die Verarbeitung von Raseneisenerz an. Die ersten frühmittelalterlichen Siedler des 8. Jahrhunderts n. Chr. bestatteten ihre Verstorbenen zeittypisch in Sichtweite der Hofstelle und noch nicht nahe einer Kirche, wie dies insgesamt 12 freigelegte Gräber erkennen lassen. Alle Verstorbenen waren ohne Beigaben bestattet, wobei neun davon mit Kindern zwischen sechs Monaten und sieben Jahren die hohe Sterblichkeitsrate im Kindesalter eindrücklich erkennen lassen. Im Laufe der Zeit entwickelte sich aus der Hofstelle ein Weiler oder ein kleines Dorf, das möglicherweise dasjenige war, das mit Erstnennungen in schriftlichen Urkunden um 885 als „Poupinga“ (Piebing) bezeichnet wurde. Der Ort Puopinga dürfte zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits seit längerem existiert haben, denn der patronymisch gebildete Ortsname („Dorf des Puopo“, „bei den Leuten des Puopo“) deutet auf eine sehr alte Gründung in Zeiten der frühesten bajuwarischen Besiedlung des 5./6. Jahrhunderts hin. Darauf könnten auch die eingangs erwähnten frühmittelalterlichen Reihengräber hindeuten, in denen vom frühmittelalterlichen Dorf am Pfingstberg separiert bestattet wurde. Damit erscheint es nunmehr ziemlich sicher, dass die nunmehr angetroffenen Bestattungen mit zu den ältesten, echten Piebingern zu zählen sind.
- Zuber, Die jüngerurnenfelderzeitliche Siedlung von Burgweinting-Kirchfeld. Regensburger Studien 21
(Regensburg 2013) - Lecker, Pfarrchronik Oberpiebing – Salching (Geiselhöring 1981)
Die neuere Dorfgeschichte Oberpiebing
Die erste urkundliche Erwähnung von Oberpiebing als Urhof Puopinga, unter Bischof Ambricho, geht auf die Zeit 883/887 zurück. Der Urhof von Oberpiebing war der Kehlhof (heute Schöfer-Hof), einst ausgestattet mit dem großen Zehentrecht. Sein Grundbesitz umschloss das ganze Dorf. 1283 hat ihn Herzog Heinrich dem Kloster Fürstenzell gegeben, unter deren Grundherrschaft er bis zur Säkularisation 1803 blieb. 1558 wird Piebing Hofmark unter der Führung derer von Rain und damit Dorf.
Politische Gemeinde der neuzeitlichen Form wurde Oberpiebing 1848 (ohne Riedling); so lange hatten die Hofmarken Bestand. Nach dem ersten Weltkrieg vereinigten sich die Gemeinden Oberpiebing und Riedling wieder zur Gemeinde Oberpiebing. Was die Pfarrei anbetrifft, so kann angenommen werden, dass der Kleriker Heinrich, der um 885 n.Chr. als Pfarrer in Puopinga war, hier auch eine Kirche hatte. Von einer Pfarrei Oberpiebing kann seit ca. 1285 gesprochen werden.
Die Gemeinde Oberpiebing wurde im Zuge der Gemeindegebietsreform (ohne Riedling) in die neue Gemeinde Salching eingegliedert und am 1.Mai 1978 Mitgliedsgemeinde der Verwaltungsgemeinschaft Aiterhofen. 1.Bürgermeister der neuen Gemeinde Salching war Albert Pöschl, vormals Bürgermeister von Oberpiebing. 1984 wurde Franz Richter Nachfolger von Albert Pöschl als 1.Bürgermeister. Richter wurde in der Folgezeit noch viermal wiedergewählt; von den 36 Jahren im Gemeinderat war er 30 Jahre ehrenamtlicher Bürgermeister. 2014 zog sich Richter aus der Politik zurück. Im selben Jahr wählten die Gemeindebürger Alfons Neumeier zum 1.Bürgermeister.
Die Kontinuität der Pfarrer in der Pfarrei Oberpiebing wurde nach Pfarrer Gerhard Lecker (1960-1970) gebrochen, denn fünfeinhalb Jahre war hier ein Pfarrprovisor zuständig. Am 1.Oktober 1975 übernahm Pfarrer Josef Forstner die Pfarrei, dem zehn Jahre später Pfarrer Werner Gallmeier folgte. Nach 26 Jahren hieß es für Gallmeier Abschied nehmen. Sein Nachfolger, BGR Pfarrer Dr.Raphael Mabaka aus der Republik Kongo, trat am 1.September 2011 seine Pfarrstelle in Oberpiebing an.
In der Gemeinde Salching hat sich im Laufe der Jahre einiges verändert. Neue Baugebiete brachten neue Gemeindebürger. So stieg die Einwohnerzahl bis Ende des Jahres 2017 auf 2701. In Oberpiebing lebten zu dieser Zeit 768 Einwohner. Eine neue Schule, eine neue Kindertagesstätte, eine neue Mehrzweckhalle, ein neues Bürgerhaus, mit Gemeindebüro, ein neuer Wertstoffhof, zwei neue Feuerwehrhäuser, ein praktischer Arzt, ein Zahnarzt und zwei Geldinstitute bezeugen die Entwicklung in der Daseinsfürsorge. Ein Industriegebiet mit gesunden Betrieben ist der Beweis für wirtschaftlichen Fortschritt. Nach dem neu gestalteten Kirchenumfeld in Oberpiebing, steht als weiteres Objekt in unmittelbarer Nähe der Bürgertreff vor der Realisierung.
Rund 25 Vereine mit ihren Abteilungen bestimmen das gesellschaftliche und sportliche Leben in der Gemeinde. Einige Vereine, schon über 100 Jahre alt, bemühen sich darüber hinaus, um die Erhaltung alter Traditionen. Eine Reihe von Vereinen und kirchlichen Einrichtungen tragen durch ihre Arbeit zur Gestaltung einer lebendigen Pfarrgemeinde bei. Für Alteingesessene und Neubürger gibt es viele Möglichkeiten, sich zu engagieren bzw. zu integrieren.
Im Zusammenhang mit der Dorfgeschichte Oberpiebings spielt die Geschichte der FFW Oberpiebing eine besondere Rolle. Als zweitältester Dorfverein, nach dem BHV Matting, war die Feuerwehr nicht nur im Rahmen ihrer eigentlichen Aufgaben aktiv, sie engagierte sich auch in kultureller Hinsicht und brachte, beispielsweise zusammen mit dem Burschenverein Matting, so manches Theaterstück auf die Bühne im Wirtshaus in Matting.